Das globale 1-Billionen-Dollar-Problem der psychischen Erkrankungen braucht eine bessere Finanzierung
Als bei einem Patienten Schizophrenie diagnostiziert wurde, war eine seiner unmittelbaren Sorgen die damit verbundene Stigmatisierung: "Ich werde das Gefühl verlieren, als normal wahrgenommen zu werden - niemand möchte über psychische Krankheiten sprechen. Es ist kein trendiges Thema"
Mitglieder internationaler Organisationen, die Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie helfen, stellen ebenfalls fest, dass die Diskriminierung leider oft auch im Gesundheitswesen vorkommt: "Wenn sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und erwähnen, dass sie mit Schizophrenie leben, und dann um Hilfe bei körperlichen Schmerzen bitten, wird man ihnen die Frage stellen, ob die Schmerzen real sind oder nicht.“
Diese Erfahrungen sind keine Einzelfälle. Deshalb haben wir Economist Impact beauftragt, im Vorfeld des hochrangigen Treffens der Vereinten Nationen zu nicht übertragbaren Krankheiten (engl.: non-communicable diseases = NCDs) im Jahr 2025, Primärforschung durchzuführen, um die Belastung durch psychische Erkrankungen und die Lücken in der Versorgung zu untersuchen. Laut dem "Rethinking Mental Health Care"-Bericht von Economist Impact ist das Stigma einer der Hauptgründe, warum Menschen mit psychischen Erkrankungen keine Unterstützung erhalten.
Von den fast einer Milliarde Menschen weltweit, die mit einer psychischen Erkrankung leben, haben nur geschätzte 30% Zugang zu der Hilfe, die sie benötigen. Doch wie die befragten Expertinnen und Experten feststellen, stehen weniger Ressourcen zur Verfügung, "als es laut der Krankheitsstatistiken sein sollten."
Stigmatisierung verstärkt die politischen Herausforderungen bei psychischen Erkrankungen
Obwohl die Ausprägungen unterschiedlich sind, berichtet Economist Impact, bleibt die Stigmatisierung in allen untersuchten Ländern ein Problem.
Zum einen schämen sich viele Patientinnen und Patienten oder zögern bevor sie nach Unterstützung suchen, wodurch die wichtige Behandlung aufgeschoben wird. Zum anderen kommt zu diesem verinnerlichten Stigma noch die Diskriminierung von außen hinzu. Dazu gehört nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch die fehlende Unterstützung, globale Pläne mitzufinanzieren – zum Beispiel das Nachhaltigkeitsziel 3.4 (SDG) der Vereinten Nationen, das darauf abzielt, das psychische Wohlbefinden zu verbessern und die Selbstmordraten zu senken.
Und obwohl die Diskussion um psychische Gesundheit seit der Pandemie zugenommen hat, kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Länder durchschnittlich weniger als 2% ihrer Gesundheitsbudgets für psychische Gesundheit aufwenden. Ein Experte bemerkt: "Psychische Gesundheit ist hochgradig stigmatisiert und daher politisch ein schwieriges Thema."
Innovation ermöglichen: Die "Unvermeidbarkeit" der Präzisionsmedizin
Aktuelle Schätzungen bewerten die wirtschaftlichen Auswirkungen der häufigsten psychischen Erkrankungen auf jährlich 1 Billion US-Dollar. Diese Zahl soll in sechs Jahren auf 6 Billionen US-Dollar ansteigen. Dennoch schaffen es die meisten Innovationen immer noch nicht in die breite Praxis.
Personalisierte und präzise Versorgung, die in Bereichen wie der Krebsbehandlung zur Realität geworden ist, liegt für die meisten Patientinnen und Patienten noch in weiter Ferne. Während der Ansatz einer allgemeinen Behandlung zur Linderung einiger Symptome immer noch notwendig ist, berücksichtigt er nicht die belastenden Symptome der Patientinnen und Patienten, individuelle Vorlieben, die Familiengeschichte, früheres Ansprechen auf Behandlungen sowie deren Begleiterkrankungen. Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leben oft auch mit anderen chronischen körperlichen Krankheiten. Nicht nur sind Menschen mit Schizophrenie mehr als doppelt so häufig von mehreren chronischen Krankheiten betroffen, sondern berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen "im Durchschnitt 10 bis 20 Jahre früher sterben als die Allgemeinbevölkerung; oft an vermeidbaren körperlichen Krankheiten."
Unser Ziel ist es, das Leben der Patientinnen und Patienten erheblich zu verbessern, was wir nur erreichen können, indem wir ihre persönlichen Erfahrungen und täglichen Realitäten in den Mittelpunkt stellen. So berücksichtigen wir die vielfältigen und individuellen Bedürfnisse der Erkrankten, um sicherzustellen, dass nicht nur ihre Behandlung ganzheitlich wirkt, sondern sie auch langfristig dabei bleiben, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Partnerschaften für bessere Ergebnisse
Viele Menschen haben noch immer keinen Zugang zu personalisierter und präziser Versorgung. Der Bericht stellt fest, dass sich der öffentliche Sektor vieler Länder die Finanzierung der neuesten Ansätze nicht leisten kann. Die Zusammenarbeit und Risikoteilung mit Unternehmen, die in die psychiatrische Versorgung investieren, um neue Verfahren zu entwickeln, zu testen und umzusetzen, könnte ein Weg sein, um den Zugang zu innovativer Versorgung zu erleichtern.
Wir sehen uns in der Pflicht, Menschen, die mit schweren psychischen Erkrankungen leben, zu unterstützen; wir planen, 35 Milliarden Euro in die Gesundheitsinnovation für Menschen mit nicht übertragbaren Krankheiten weltweit zu investieren. Und durch unsere kontinuierliche Forschung arbeiten wir mit unseren Partnern weiter an bahnbrechenden Therapien und digitalen Lösungen, die die Belastung für die Patientinnen und Patienten sowie deren Familien verringern.
Wir blicken in eine Zukunft, in der Menschen maßgeschneiderte Lösungen für die Symptome ihrer schweren psychischen Erkrankungen haben.
Der Bericht "Rethinking Mental Health Care" wurde von Boehringer Ingelheim in Auftrag gegeben.